Internationaler Frauentag am 8. März: Pflege im Verborgenen: Migrantinnen versorgen unsere Alten

Zum Internationalen Frauentag am 8. März erklärt Barbara Steffens MdL, Sprecherin für Sozial- und Frauenpolitik:


"Es ist ein offenes Geheimnis: Die Betreuung pflegebedürftiger Menschen in Privathaushalten wird zunehmend von Migrantinnen auf der Basis illegaler Beschäftigung oder Schwarzarbeit geleistet. Laut dip-Studie arbeiten lediglich zwei Prozent der meist aus Osteuropa stammenden Migrantinnen im Rahmen eines regulären Beschäftigungsverhältnisses.


Die steigende Berufstätigkeit von Frauen und die gleichbleibend niedrige Beteiligung von Männern an der familiären Sorgearbeit haben in Deutschland eine neue Gruppe beschäftigter Frauen entstehen lassen.


Solange wir dies nicht ändern, tolerieren wir, dass Migrantinnen in extremer Abhängigkeit, unter hoher Belastung unsere alten und pflegebedürftigen Menschen versorgen - isoliert, ohne rechtliche und soziale Absicherung und ohne Zugang zum Gesundheitswesen hier. Häufig lassen sie in ihrem Heimatland Kinder zurück. Zudem sind die meisten sehr gut ausgebildet, was zum Abzug von Bildungskapital in den Herkunftsländern führt. Aber Legalisierungsbestrebungen für die Gruppe der Irregulären sind bislang nicht erkennbar. Die deutsche Zuwanderungspolitik hält weiterhin daran fest, dass eine Öffnung des Arbeitsmarktes im privaten Dienstleistungssektor für nicht-deutsche Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer nicht notwendig ist.


Und nicht zuletzt findet Pflege unkontrolliert in einer Grauzone statt. Wir brauchen dringend eine öffentliche Debatte darüber, wie der wachsende Bedarf an Pflegeleistungen in Privathaushalten zukünftig geschlechtergerecht, legal und für alle Beteiligten in menschenwürdiger Weise sichergestellt werden kann. Was uns dagegen nicht weiter bringt, ist eine Debatte, wie sie aktuell von der Bundesministerin Schröder losgetreten wurde."


Im Vorfeld des Internationalen Frauentags diskutierte die Grüne Landtagsfraktion heute diese Problemstellungen im Rahmen der Tagung "Häusliche Pflege im Spannungsfeld zwischen Care Work, Migration und öffentlicher Daseinsvorsorge". Hier wurde erneut deutlich, dass die finanziell unzureichende Absicherung des Pflege- und Unterstützungsbedarfs dazu führt, dass viele Menschen auf illegale Pflegehilfen zurückgreifen, um nicht gegen ihren Willen ins Heim zu müssen. In vielen Fällen wird eine zeitintensive Versorgung in den eigenen vier Wänden vom Sozialhilfeträger mit dem Hinweis auf die höheren Kosten abgelehnt und eine Heimunterbringung vorgenommen. Dies aber verstößt gegen die UN-Behindertenrechtskonvention.